Was ist Reiki
Einleitung: Wenn Stille mehr sagt als Worte
Es gibt Momente, in denen wir spüren, dass unser Körper etwas anderes weiß als unser Kopf.
Momente, in denen wir die Hand auf die Brust legen, tief ausatmen und merken:
Da ist etwas, das sich beruhigt, sobald wir ihm Raum geben.
Reiki knüpft genau an diese stille Erfahrung an.
Es ist keine laute Technik, kein dramatisches Ritual.
Reiki ist eine Einladung – langsamer zu werden, zu fühlen, zuzulassen, was da ist.
Eine Berührung, die nicht drückt, sondern begleitet.
Ein Moment, in dem Energie, Aufmerksamkeit und Präsenz sich verbinden.
Für manche Menschen ist Reiki eine spirituelle Methode, um die „universelle Lebensenergie“ zu lenken.
Für andere ist es eine Form achtsamer Zuwendung, die das autonome Nervensystem reguliert und innere Ruhe fördert.
Beides kann nebeneinander existieren – und genau diese Brücke schauen wir uns in diesem Artikel an.
Was ist Reiki?
Reiki ist eine japanische Form der Energie- und Berührungspraxis, die Ende des 19. Jahrhunderts von Mikao Usui entwickelt wurde. Das Wort setzt sich aus zwei Silben zusammen:
- Rei – „universell“, „allumfassend“
- Ki – „Lebensenergie“, vergleichbar mit „Qi“ in der chinesischen Tradition oder „Prana“ im Yoga
In traditionellen Schulen versteht man Reiki als Methode, diese Lebensenergie zu aktivieren oder zu harmonisieren.
Moderne Interpretationen – darunter viele westliche Schulen – beschreiben Reiki außerdem als Form der achtsamen Berührung, die Körper und Nervensystem unterstützt.
Reiki ist kein medizinisches Verfahren und ersetzt keine Therapie.
Aber viele Menschen erleben es als wohltuend, beruhigend und klärend.
Ursprung & Geschichte von Reiki

Reiki wurde um 1920 in Japan durch Mikao Usui bekannt. Usui suchte nach einer Methode, die Körper, Geist und Seele gleichzeitig berühren kann, ohne religiöse Dogmen, ohne komplizierte Rituale.
Seine Grundidee:
Jeder Mensch besitzt eine natürliche Fähigkeit, heilsame Aufmerksamkeit zu geben – und zu empfangen.
Über seine Schüler verbreitete sich Reiki in verschiedene Linien, insbesondere:
- Usui Reiki Ryōhō (klassische japanische Form)
- Usui Shiki Ryōhō (westliche Linie durch Hawayo Takata)
- Moderne Weiterentwicklungen wie Kundalini Reiki, Jikiden Reiki u. a.
Heute wird Reiki weltweit praktiziert – in Wellnesszentren, Kliniken, Hospizen, Coaching, Spiritualität und Selbstfürsorge.
Wie funktioniert Reiki? – Zwei Modelle, die nebeneinander existieren
Es gibt zwei verbreitete Verständnisse davon, wie Reiki wirkt.
Sie widersprechen sich nicht; sie beleuchten dieselbe Erfahrung aus verschiedenen Perspektiven.
1. Das energetische Modell (spirituelle Sicht)

In diesem Modell versteht man Reiki als das Lenken oder Fließenlassen universeller Lebensenergie.
Der Praktizierende ist kein „Sender“, sondern ein Kanal. Die Energie fließt dorthin, wo sie gebraucht wird, um Blockaden zu lösen oder Disharmonien auszugleichen.
Typische Annahmen im energetischen Modell:
- Es gibt ein natürliches Feld aus Energie, das alles Leben durchdringt.
- Emotionelle Belastung oder Stress können den Fluss dieser Energie beeinträchtigen.
- Sanfte Berührung und Aufmerksamkeit harmonisieren dieses Feld.
- Der Körper findet zu seinem eigenen Gleichgewicht zurück.
Viele, die Reiki praktizieren oder empfangen, erleben Wärme, Kribbeln, sanfte Bewegungen im Körper oder tiefe emotionale Entspannung – Empfindungen, die sie als „Energiefluss“ beschreiben.
2. Das somatische Modell (empirische Sicht)

Moderne Forschung zu Berührung, Achtsamkeit und dem autonomen Nervensystem zeigt, dass Reiki zahlreiche Effekte erklären lässt, ohne spirituelle Begriffe zu bemühen:
- Beruhigung des Nervensystems: Sanfte Haltung, ruhige Atemfrequenz und achtsame Berührung aktivieren den parasympathischen Zweig („Rest-and-Digest“).
- Reduktion von Stresshormonen: Studien zeigen teils senkenden Einfluss auf Cortisol.
- Gefühl von Verbundenheit: Berührung stimuliert Oxytocin, was Stress dämpft und Vertrauen fördert.
- Achtsamkeitsfokus: Der Empfänger sinkt in einen Zustand innerer Präsenz, ähnlich wie in einer Meditation.
- Körperwahrnehmung: Viele spüren ihre Emotionen deutlicher und können sie dadurch besser regulieren.
In diesem Modell wirkt Reiki wie eine Mischung aus achtsamer Zuwendung, Nervensystemberuhigung und Körpermeditation.
Beide Modelle schließen sich nicht aus
Egal ob man Energie als Symbol oder Realität versteht –
Reiki führt die meisten Menschen zu Ruhe, Klarheit und emotionaler Entlastung.
Und genau darin liegt seine Stärke.
Wofür wird Reiki angewendet?
Reiki wird häufig genutzt für:
- Stressabbau
- Entspannung von Körper und Geist
- Schlafverbesserung
- emotionale Entlastung
- Unterstützung in Krisenzeiten
- innere Klärung und Zentrierung
- spirituelle Entwicklung
- Begleitung anderer Therapieformen (komplementär, nicht ersetzend)
Wichtig: Reiki ist keine medizinische Behandlung. Es ergänzt – es ersetzt nicht.
Was passiert bei einer Reiki-Sitzung?

Eine typische Sitzung dauert zwischen 20 und 60 Minuten. Der Ablauf ist sanft, ruhig und frei von Druck oder Erwartung.
1. Ankommen
Der Empfänger legt sich bequem hin oder setzt sich. Der Praktizierende erklärt den Ablauf. Keine Kleidung wird entfernt.
2. Die Berührung
Die Hände werden leicht auf bestimmte Körperstellen gelegt – Schultern, Kopf, Bauch, Brust – oder knapp darüber gehalten.
Es ist keine Massage, kein Drücken.
Die Hände ruhen still.
3. Der innere Prozess
Viele spüren dabei:
- Wärme oder Kribbeln
- tiefe Entspannung
- leichtere Atmung
- Nachlassen von Gedanken
- emotionale Erleichterung
- manchmal Bilder, Farben oder Erinnerungen
4. Nachspüren
Nach der Sitzung fühlt man sich oft ruhiger, klarer, verbunden. Manche berichten auch von tiefer Müdigkeit oder dem Wunsch zu schlafen – ein Zeichen, dass das Nervensystem herunterfährt.
Was sagt die Forschung?
Die wissenschaftliche Lage ist uneinheitlich:
- Es gibt Studien, die Effekte auf Entspannung, Schlaf und Stressreduktion zeigen.
- Es gibt auch Untersuchungen, die keinen Unterschied zu Placebo finden.
- Einigkeit besteht darin, dass Reiki als Berührungs- und Achtsamkeitspraxis entspannend wirkt, unabhängig von der Interpretation.
Viele Kliniken, Hospize und psychosoziale Einrichtungen nutzen Reiki daher als komplementäre Maßnahme, nicht als medizinische Behandlung.
Grenzen von Reiki
Reiki kann viel – aber nicht alles.
- Es ersetzt keine Therapie bei psychischen Erkrankungen.
- Es ist keine medizinische Behandlung.
- Bei schweren körperlichen oder psychischen Symptomen ist immer zuerst professionelle Hilfe notwendig.
- Reiki kann Krisen emotional begleiten, aber keine Diagnosen stellen.
Reiki gibt Ruhe.
Reiki gibt Präsenz.
Mehr beansprucht es nicht – und genau das macht es wertvoll.
Fazit
Reiki ist eine Praxis der Berührung und Bewusstheit.
Sie kann spirituell verstanden werden – oder körperlich-psychologisch.
Beide Sichtweisen sind Wege zu derselben Erfahrung:
Ein Moment der Ruhe. Eine Berührung, die uns zurück in uns selbst führt.
Ein Augenblick, der sagt: „Du darfst loslassen.“
Reiki ist kein Wundermittel.
Aber es ist ein stiller Raum, der wirken kann – auf seine Weise, in deinem Tempo.
FAQ
Was bedeutet das Wort Reiki?
„Rei“ = universell, „Ki“ = Lebensenergie. Zusammen: „universelle Lebensenergie“.
Wie fühlt sich Reiki an?
Viele berichten von Wärme, Kribbeln, Entspannung, emotionaler Erleichterung oder tiefer Ruhe.
Kann Reiki etwas heilen?
Reiki ersetzt keine Therapie oder medizinische Behandlung.
Es kann jedoch bei Entspannung, Stressabbau und emotionaler Klärung unterstützen.
Brauche ich spirituellen Glauben dafür?
Nein. Reiki funktioniert sowohl im spirituellen Modell als auch im somatischen (empirischen) Verständnis.
Ist Reiki gefährlich?
Nein, Reiki ist eine sanfte, nicht-invasive Praxis. Gefährlich kann nur der falsche Einsatz sein, wenn notwendige medizinische Hilfe unterlassen wird.
Wie oft sollte man Reiki machen?
Viele empfinden wöchentliche oder zweiwöchentliche Sitzungen als angenehm – andere nutzen es nur in Stressphasen.
Kann man Reiki an sich selbst anwenden?
Ja. Selbst-Reiki ist ein wichtiger Bestandteil der Praxis.

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