Cà phê sữa đá Titelbild

vietnamesischer Eiskaffee

Cà phê sữa đá – warum vietnamesischer Eiskaffee mehr ist als nur ein Getränk

Eiskaffee - Glas vietnamesischer Cà phê sữa đá mit drei klaren Schichten: unten helle Kondensmilch, darüber dunkler Kaffee, oben Eiswürfel, auf Holztisch in Straßenszene in Hanoi.

Einleitung – Ein Glas, das Geschichten erzählt

Ein kleines Glas, gefüllt mit kräftig schwarzem Kaffee, am Boden eine Schicht süßer Kondensmilch, oben glitzern Eiswürfel. Der Löffel rührt, die Farben vermischen sich, der erste Schluck ist zugleich herb, süß, kühl und stark. Wer einmal Cà phê sữa đá probiert hat, versteht schnell: Kaffee in Vietnam ist kein Nebenbei-Getränk, es ist Alltag, Identität und Kultur.

In Deutschland denkt man beim Frühstück an Filterkaffee oder Cappuccino – in Vietnam ist Kaffee ein sozialer Anker. Er begleitet Gespräche, Pausen, Geschäfte, und nicht selten werden am Kaffeetisch die besten Ideen geboren.


Geschichte – Wie der Kaffee nach Vietnam kam

Kaffee ist nicht ursprünglich vietnamesisch. Kaffee gehört heute so selbstverständlich zu Vietnam wie Reis und Nudelsuppe. Doch ursprünglich war die Pflanze hier völlig unbekannt. Erst im 19. Jahrhundert brachten die französischen Kolonialherren die ersten Setzlinge ins Land. Sie wollten die tropischen Bedingungen nutzen, um eine profitable Exportware anzubauen – ähnlich wie in ihren Kolonien in Afrika.

Die Bedingungen waren ideal: Das Zentralhochland rund um Buôn Ma Thuột in der Provinz Đắk Lắk bietet fruchtbare Basaltböden, reichlich Regen und ein Klima mit klarer Regen- und Trockenzeit. Perfekt für Robusta-Kaffee, der hier besser gedeiht als Arabica. Robusta ist widerstandsfähiger, braucht weniger Pflege und liefert höhere Erträge – genau das, was die Kolonialverwaltung suchte.

So entstanden im Hochland großflächige Plantagen. Viele Vietnamesen arbeiteten dort unter harten Bedingungen. Kaffee war zunächst kein Volksgetränk, sondern ein Kolonialprodukt für den Export nach Europa. Erst nach und nach fand er seinen Weg in die Städte und in die Tassen der Menschen.

Ein entscheidender Schritt war die Erfindung der Phin-Zubereitung – des kleinen Metallfilters, der langsam auf jedes Glas tropft. Er ist schlicht, günstig, robust und braucht keine teuren Maschinen. Dadurch wurde Kaffee im Alltag für breite Bevölkerungsschichten zugänglich.

Die Franzosen brachten auch die Idee von Milchkaffee mit. Da frische Milch jedoch rar war, griff man auf gesüßte Kondensmilch aus der Dose zurück, die lange haltbar war und sich perfekt mit dem kräftigen Robusta verband. Aus der Not wurde eine Tugend – und die Basis für den heute legendären Cà phê sữa đá gelegt.

Nach dem Ende der Kolonialzeit nahm Vietnam den Kaffee endgültig selbst in die Hand. Besonders nach den wirtschaftlichen Reformen (Đổi Mới) ab den 1980er-Jahren boomte der Kaffeeanbau. Heute ist Vietnam der zweitgrößte Kaffeeproduzent der Welt, und Millionen Familien verdienen mit Kaffee ihr Auskommen.

Doch Kaffee ist nicht nur Exportgut geblieben. Mit den Jahren wurde er Teil des vietnamesischen Alltags. Von Hanoi bis Saigon, von Huế bis ins Mekong-Delta – Kaffeehäuser wuchsen wie Pilze, jedes Viertel bekam seinen eigenen Treffpunkt. Wer heute in Vietnam lebt oder reist, merkt schnell: Kaffee ist nicht Luxus, sondern Lebensrhythmus.


Alltag heute – Kaffee als sozialer Raum

Wer morgens oder am späten Nachmittag durch vietnamesische Städte läuft, sieht es sofort: Kaffee ist überall. Von den kleinen Plastikhockern am Straßenrand bis zu stylischen Cafés in den Hochhäusern – Kaffee ist Treffpunkt, Ritual und soziales Bindeglied.

Morgens in Hanoi

In Hanoi beginnt der Tag oft auf den niedrigen Stühlchen an einer Straßenecke. Männer und Frauen in Arbeitskleidung, Studenten mit Rucksäcken, ältere Herren mit Zeitungen – sie alle sitzen dicht beieinander, ein Glas Cà phê sữa đá oder Cà phê đen đá in der Hand. Die Gespräche drehen sich um Politik, Fußball, Nachbarschaft. Der Kaffee wird nicht in Eile getrunken. Er ist Teil des langsamen Starts in einen sonst hektischen Tag.

Nachmittage in Ho-Chi-Minh-Stadt

In Saigon (Ho-Chi-Minh-Stadt) spielt Kaffee auch am Nachmittag eine große Rolle. Wenn die Sonne die Stadt aufheizt, suchen viele im Straßencafé Schatten oder weichen in klimatisierte Ketten wie Highlands Coffee oder The Coffee House aus. Dort sitzen Jugendliche mit Laptops, Gruppen von Freundinnen, Geschäftsleute mit Hemd und Tablet. Kaffee ist hier auch Arbeitsplatz – viele erledigen Aufgaben, schreiben an Projekten oder lernen für Prüfungen. WLAN, Steckdosen und bequeme Sitzplätze haben das Café zum „zweiten Wohnzimmer“ gemacht.

Auf dem Land

Auch auf dem Land ist Kaffee präsent – oft einfacher, aber nicht weniger wichtig. Dort wird er manchmal in Hängematten-Cafés getrunken, die entlang von Landstraßen zu finden sind. Reisende oder Arbeiter halten an, legen sich für ein halbes Stündchen in eine Hängematte und schlürfen langsam ihren Kaffee. Eine Pause, die Kraft für die nächsten Kilometer gibt.

Zwischen Generationen

  • Ältere Generation: bevorzugt meist den traditionellen schwarzen Kaffee, stark und ohne viel Schnickschnack.
  • Junge Generation: experimentiert mit neuen Varianten – Kokoskaffee, Matcha-Latte, Cold Brew. Für sie ist das Café auch ein Ort, Fotos für Social Media zu machen.
  • Familien: auch sie gehen gemeinsam ins Café. Kinder bekommen oft Säfte oder Snacks, während die Erwachsenen Kaffee trinken.

Ein Ritual, das verbindet

Obwohl Vietnam eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften Asiens ist, bleibt Kaffee ein Ort der Entschleunigung. Selbst wenn draußen Mopeds hupen und Menschen eilen – im Café tropft der Phin-Filter unbeeindruckt weiter. Das Warten auf den Kaffee ist ein Gegenpol zur Geschwindigkeit der Städte.

So wird Kaffee in Vietnam nicht nur getrunken, sondern gelebt: als sozialer Raum, als Auszeit, als Ort für Gespräche, Arbeit oder stille Beobachtung.


Kultur & Bedeutung – mehr als Koffein

  • Sozialer Kitt: Am Kaffeetisch verabredet man sich, nicht nur zum Trinken, sondern zum Reden.
  • Langsamkeit in der Geschwindigkeit: Trotz des Trubels nimmt man sich beim Kaffee Zeit. Selbst wenn draußen Mopeds rauschen, tropft der Kaffee im Phin-Filter ruhig weiter.
  • Generationen: Junge Menschen nutzen Cafés als Treffpunkte, ältere Generationen genießen das Ritual.
  • Arbeit & Studium: Viele Studenten lernen im Café, viele Freelancer arbeiten dort. Das Ambiente unterstützt Konzentration – und es gibt Nachschub.

Varianten des vietnamesischen Kaffees

Vietnam kennt eine beeindruckende Vielfalt an Kaffeevarianten. Manche sind uralt und tief in der Kultur verwurzelt, andere modern und kreativ – alle spiegeln die Mischung aus Tradition und Experimentierfreude wider.

Der Klassiker: Cà phê sữa đá und Cà phê đen đá

Nahaufnahme eines Glases vietnamesischer Cà phê sữa đá mit drei klaren Schichten: unten helle Kondensmilch, darüber dunkler Kaffee, oben Eiswürfel, daneben ein kleiner Löffel auf Holztisch.
  • Cà phê sữa đá ist die wohl bekannteste Variante: kräftiger schwarzer Robusta-Kaffee, langsam im Phin-Filter aufgebrüht, dazu eine Schicht süßer Kondensmilch am Glasboden und Eiswürfel. Das Ergebnis ist herb, süß und kühl zugleich – ein echter Wachmacher, besonders an heißen Tagen.
  • Cà phê đen đá ist die puristische Version: schwarzer Kaffee auf Eis, ohne Milch. Er schmeckt intensiver, bitterer, direkter. Viele ältere Vietnamesen bevorzugen ihn, weil er an die „ursprüngliche“ Trinkweise erinnert.
  • Cà phê nóng ist einfacher heißer Kaffee, wahlweise mit oder ohne Kondensmilch.

Hanoi-Spezialität: Cà phê trứng (Egg Coffee)

Egg Coffee klingt für viele zunächst ungewöhnlich: Kaffee mit Ei? Doch diese Spezialität aus Hanoi ist fast schon legendär. In den 1940er-Jahren war frische Milch knapp, also schlug ein findiger Kellner Eigelb mit Zucker schaumig und kombinierte es mit heißem Kaffee. Das Ergebnis: eine dicke, süße, cremige Schicht, die wie Dessert schmeckt.
Heute ist Café Giảng in Hanoi weltberühmt dafür. Touristen und Einheimische strömen dorthin, um den „ursprünglichen“ Egg Coffee zu probieren – serviert in kleinen Tassen, manchmal im warmen Wasserbad, damit er nicht abkühlt.

Huế und der Salzkaffee: Cà phê muối

In Huế, der alten Kaiserstadt, hat sich eine neue Spezialität etabliert: Salzkaffee. Klingt seltsam, schmeckt aber fantastisch. Ein Löffel leicht gesalzene Creme wird auf den Kaffee gegeben. Das Salz verstärkt die Süße der Kondensmilch und macht den Geschmack komplexer, ausgewogener. Cafés wie „Cà phê Muối“ sind inzwischen Kultorte in Huế – und Salzkaffee findet immer mehr Anhänger im ganzen Land.

Moderne Kreationen: Kokos- und Avocado-Kaffee

Mit dem Trend der letzten Jahre entstanden kreative Varianten, die besonders bei jungen Vietnamesen beliebt sind:

  • Cà phê cốt dừa – Kokoskaffee: schwarzer Kaffee auf einer Basis aus Kokosmilch oder Kokoseis. Cremig, exotisch und ein echter Sommerhit.
  • Sinh tố cà phê bơ – Avocado-Kaffee-Smoothie: reife Avocado wird mit Eis, Milch und Kaffee gemixt. Klingt ungewöhnlich, schmeckt aber samtig und kräftig.

Internationalisierung: Cold Brew und Cappuccino auf vietnamesisch

Auch internationale Trends wie Cold Brew oder Cappuccino finden ihren Weg nach Vietnam. Doch selbst in modernen Coffeeshops bleiben Phin-Kaffee und Kondensmilch präsent. Viele Cafés kombinieren westliche und vietnamesische Varianten – etwa Latte mit Kokosmilch oder Espresso mit lokalen Zutaten.


Vietnam moderne Gesellschaft – zwischen Tradition und Lifestyle

Kaffee ist in Vietnam mehr als ein Getränk – er ist ein Spiegel der Gesellschaft im 21. Jahrhundert. Wer Kaffee trinkt, zeigt oft auch, wie er lebt, denkt und sich selbst sieht.

Die Tradition lebt weiter

Der klassische Phin-Filter bleibt auch heute der Standard in Millionen Haushalten. Morgens tropft der Kaffee langsam in Gläser, die Familie sitzt beisammen oder man nimmt ihn schnell vor der Arbeit auf der Straße ein. Kondensmilch und Eiswürfel gehören genauso dazu wie die niedrigen Plastikhocker, auf denen ganze Nachbarschaften zusammensitzen. Dieses Bild hat sich seit Jahrzehnten kaum verändert – und genau das macht es zu einem Stück kultureller Identität.

Lifestyle und neue Trends

Parallel dazu hat sich eine neue Kaffeekultur entwickelt, die stark vom urbanen Lifestyle geprägt ist. In Ho-Chi-Minh-Stadt und Hanoi öffnen täglich neue Cafés mit Designermöbeln, handgeschäumten Milchgetränken und Getränken, die für Instagram gemacht sind. Junge Menschen treffen sich dort, um zu lernen, zu arbeiten oder einfach Fotos zu posten. Manche dieser Cafés veranstalten Live-Musik, Lesungen oder kleine Kunstausstellungen – Kaffee wird hier zum Teil eines modernen, urbanen Lifestyles.

Wirtschaftliche Dimension

Für viele Regionen Vietnams ist Kaffee ein wichtiges Standbein. Millionen Familien arbeiten im Anbau, in Röstereien oder im Vertrieb. Ganze Städte wie Buôn Ma Thuột gelten als Zentrum des Kaffees und leben davon, ihre Bohnen ins Ausland zu exportieren. Kaffee ist damit nicht nur Alltagsgetränk, sondern auch ein Symbol für den wirtschaftlichen Aufstieg Vietnams seit den Reformen der 1980er-Jahre.

Internationalisierung und Stolz

Gleichzeitig ist Vietnam längst im globalen Kaffeeuniversum angekommen. Junge Vietnamesen kennen Latte, Cappuccino und Cold Brew genauso wie westliche Touristen. Doch auch wenn internationale Trends Einzug halten – der Stolz auf die eigene, unverwechselbare Kaffeekultur bleibt. Wer im Ausland vietnamesischen Kaffee trinkt, findet fast immer Kondensmilch, Robusta und Phin-Filter wieder. Und genau das macht ihn unverwechselbar: Vietnam übernimmt Trends, bleibt aber seinem eigenen Stil treu.


Spannungsfelder & Schattenseiten

So sehr der vietnamesische Kaffee fasziniert, so lohnt sich auch ein Blick auf die weniger glänzenden Seiten. Denn wie bei vielen Kulturgütern gibt es Themen, die im Alltag oft mitschwingen, auch wenn sie nicht immer offen ausgesprochen werden.

Umweltbelastung durch Kaffeeanbau

Vietnam ist heute der zweitgrößte Kaffeeproduzent der Welt – das ist ein Erfolg, bringt aber ökologische Herausforderungen mit sich.

  • Monokulturen: Besonders im Zentralhochland dominieren große Robusta-Plantagen. Monokulturen machen Böden anfällig und reduzieren Artenvielfalt.
  • Wasserverbrauch: Kaffee braucht viel Wasser, was in Trockenzeiten zu Konflikten um Bewässerung führen kann.
  • Chemische Mittel: Um hohe Erträge zu sichern, werden Dünger und Pestizide eingesetzt. Das verändert Boden und Grundwasser.

Es gibt inzwischen Projekte für nachhaltigen Anbau und Fair-Trade-Kaffee, vor allem in Regionen wie Đà Lạt. Doch diese sind noch Nischenprodukte.

Zucker und Kondensmilch – Genuss oder Risiko?

Cà phê sữa đá ist köstlich, aber durch die gesüßte Kondensmilch auch ein Zuckerlieferant. Viele Vietnamesen trinken täglich mehrere Gläser, und das kann auf Dauer gesundheitlich problematisch sein.

  • Diskussion im Alltag: Gerade junge Leute achten mehr auf Ernährung und greifen häufiger zu weniger süßen Varianten.
  • Anpassung: Manche Cafés bieten heute „ít ngọt“ (weniger süß) oder sogar ungesüßte Versionen an.

Tradition vs. Lifestyle

Ein klassisches Straßencafé mit niedrigen Hockern kostet oft nur 15.000–20.000 VND (ca. 0,70 €). In modernen Designer-Cafés in Saigon oder Hanoi kann ein Getränk schnell das Drei- bis Vierfache kosten.

  • Soziale Unterschiede: Kaffee bleibt zwar für alle zugänglich, aber die Art, wie man ihn konsumiert, spiegelt oft den Lebensstil und das Einkommen wider.
  • Identität: Viele junge Vietnamesen posten ihre Kaffeebilder auf Instagram, während ältere Generationen die Ruhe im traditionellen Café suchen.

„Coffee-to-go“ vs. Sitzenbleiben

In Vietnam ist Kaffee eigentlich ein Getränk zum Sitzen, Reden und Verweilen. Mit der Globalisierung und internationalen Ketten nimmt jedoch das „Coffee-to-go“-Verhalten zu.

  • Konflikt: Manche sehen das als Verlust von Kultur, andere als Zeichen von Modernität.
  • Realität: Beide Formen koexistieren. Morgens holen sich Büroangestellte schnell einen Becher auf dem Weg, am Abend sitzen Familien und Freunde doch wieder im Straßencafé.

Arbeitsbedingungen und Wertschöpfung

Während Vietnam riesige Mengen Kaffee exportiert, verdienen die Bauern oft nur einen Bruchteil dessen, was Konsumenten im Ausland zahlen. Das ist kein rein vietnamesisches Problem, sondern ein globales Thema. Trotzdem gibt es Diskussionen darüber, wie man den Produzenten mehr Wertschätzung und Einkommen sichern kann.


Praktische Tipps – wie du Kaffee in Vietnam erlebst

Wer in Vietnam Kaffee trinken möchte, merkt schnell: Es geht nicht nur darum, was man bestellt, sondern auch wie und wo. Mit ein paar Tipps kannst du dich schnell wie ein Einheimischer fühlen – und unangenehme Fettnäpfchen vermeiden.

1. Bestellen wie die Locals

Die zwei wichtigsten Begriffe sind:

  • Cà phê sữa đá – Kaffee mit Kondensmilch und Eis (der Klassiker)
  • Cà phê đen đá – schwarzer Kaffee mit Eis (für Puristen)

Erweiterungen:

  • nóng = heiß. Beispiel: „Cà phê sữa nóng“ = heißer Milchkaffee.
  • ít ngọt = weniger süß. Sehr nützlich, wenn du die Kondensmilch reduzieren möchtest.
  • không đường = ohne Zucker.

👉 Ein Satz, den du dir merken kannst:
„Cho em một cà phê sữa đá, ít ngọt.“
= „Bitte einen Eiskaffee mit Milch, nicht so süß.“

2. Straßencafé oder Kette?

  • Straßencafé: niedrig, laut, voller Leben. Du sitzt auf kleinen Plastikhockern, Mopeds rauschen vorbei, Nachbarn reden miteinander. Authentisch, günstig, schnell.
  • Kette/Designer-Café: modern, klimatisiert, mit WLAN. Ideal zum Arbeiten oder Lernen, Preise höher, aber oft gemütlich für längere Aufenthalte.
  • Mix: Viele Vietnamesen nutzen beides – morgens Straßencafé, nachmittags klimatisiertes Ambiente.

3. Unterschiede zwischen Nord und Süd

  • Hanoi (Norden): Kaffee oft kräftiger, weniger süß. Egg Coffee ist hier Kult. Die Atmosphäre ist traditioneller, ruhiger.
  • Saigon (Süden): Kaffee wird süßer getrunken, Kondensmilch ist Standard. Viele Kräuter- und Kokosvarianten. Das Caféleben ist bunter, lauter und stärker vernetzt mit Social Media.

4. Zeitpunkte – wann trinken Vietnamesen Kaffee?

  • Früh morgens: auf dem Weg zur Arbeit oder Uni, kurzer Stopp im Straßencafé.
  • Nachmittags: gegen 15–17 Uhr, als Pause und Treffpunkt.
  • Abends: weniger verbreitet, aber in großen Städten beliebt – dann oft in Verbindung mit Musik oder Gesprächen in Bars und modernen Cafés.

5. Do’s and Don’ts im vietnamesischen Café

✅ Langsamkeit akzeptieren: Phin-Kaffee tropft – das dauert. Geduld gehört dazu.
✅ Nicht hetzen: Ein Café-Besuch ist eine Pause. Selbst wenn du nur 20 Minuten Zeit hast, bleib locker.
✅ Umsehen: In Straßencafés legt man manchmal das Geld einfach auf den Tisch, ohne auf die Rechnung zu warten. Frag nach, wenn du unsicher bist.
❌ Keine Eile beim Abräumen erwarten: In Vietnam bleibt das Glas oft stehen, bis du gehst.
❌ Kein ständiges Umrühren: Kondensmilch mischt man, aber danach lässt man den Kaffee in Ruhe.

6. Kaffee mitbringen – das perfekte Souvenir

  • In Märkten und Supermärkten gibt es vakuumverpackten vietnamesischen Kaffee.
  • Marken wie Trung Nguyên sind weit verbreitet.
  • Besonders beliebt: Weasel Coffee (Cà phê chồn), wobei man aufpassen sollte – viel ist nur „Aroma“, nicht echter.
  • Ein Phin-Filter kostet wenig und macht sich gut als Mitbringsel.
Phin-Filter auf einem Glas vietnamesischen Kaffees: unten helle Kondensmilch, darüber dunkler Kaffee, daneben kleiner Löffel auf Holztablett, im Hintergrund unscharfes Café-Ambiente.

Selbst machen: Mit etwas Übung gelingt auch zuhause authentischer Kaffee.


FAQ – schnelle Antworten

Ist vietnamesischer Kaffee immer süß?
Nein. Viele Varianten enthalten zwar gesüßte Kondensmilch, aber du kannst jederzeit Cà phê đen đá (schwarzer Eiskaffee) oder Cà phê đen nóng (schwarzer heißer Kaffee) bestellen. Zudem lässt sich die Süße regulieren: „ít ngọt“ (weniger süß) oder „không đường“ (ohne Zucker) sind gängige Wünsche.

Wie stark ist vietnamesischer Kaffee wirklich?
Vietnamesischer Kaffee ist in der Regel kräftiger als westlicher Filterkaffee. Das liegt am hohen Anteil von Robusta-Bohnen, die mehr Koffein enthalten als Arabica. Ein Glas kann von der Wirkung her zwei Espressi entsprechen. Deshalb trinken viele Vietnamesen ihn langsam und über längere Zeit.

Was ist das Besondere am Phin-Filter?
Der Phin-Filter ist ein kleiner Metallaufsatz, in den grob gemahlener Kaffee gefüllt wird. Heißes Wasser tropft langsam durch, Tropfen für Tropfen. Das dauert ein paar Minuten, ist aber genau das, was den Charakter des Kaffees ausmacht: stark, konzentriert, aromatisch. Zudem ist der Phin einfach, günstig und unabhängig von Maschinen oder Strom.

Was kostet eine Tasse vietnamesischer Kaffee?
Die Preise variieren stark:

  • Straßencafé: ab 15.000–20.000 VND (ca. 0,60–0,80 €)
  • Mittelklasse-Café: 30.000–50.000 VND (ca. 1,20–2 €)
  • Designer-Café oder Hotel: 60.000–100.000 VND (2,50–4 €)
    Im Vergleich zu europäischen Preisen bleibt vietnamesischer Kaffee sehr günstig.

Wo sollte man in Vietnam unbedingt Kaffee trinken?

  • Hanoi: Egg Coffee im Café Giảng.
  • Huế: Salzkaffee im „Cà phê Muối“.
  • Saigon: Kokoskaffee in den hippen Cafés rund um District 1.
  • Đà Lạt: Arabica-Spezialitäten aus der kühleren Bergregion.

Kann man vietnamesischen Kaffee in Deutschland kaufen?
Ja. Marken wie Trung Nguyên oder G7 sind international erhältlich – in Asia-Supermärkten, Online-Shops oder manchmal sogar in größeren Supermärkten. Wer authentisch bleiben möchte, sollte auf Robusta-Röstungen oder Mischungen mit Robusta achten, da sie den typischen Geschmack prägen.

Ist vietnamesischer Kaffee gesund?
Kaffee an sich kann positive Effekte haben – er macht wach, regt den Stoffwechsel an und enthält Antioxidantien. Problematisch wird es erst durch den hohen Zuckergehalt der Kondensmilch. Wer darauf achtet, kann vietnamesischen Kaffee auch sehr „clean“ genießen, z. B. als Cà phê đen đá.

Warum dauert vietnamesischer Kaffee so lange?
Weil er tropfenweise im Phin-Filter aufgebrüht wird. Dieses „Langsamer-Werden“ ist Teil des Erlebnisses. Viele Vietnamesen genießen genau das: Man hat Zeit, miteinander zu reden, Zeitung zu lesen oder einfach die Straße zu beobachten.


„Viet Phrase of the Day“

Uống cà phê không?
Aussprache: „Uong ka-fee khong?“
Bedeutung: „Lust auf einen Kaffee?“
Kontext: Eine sehr gebräuchliche, lockere Einladung – vergleichbar mit „Gehen wir einen Kaffee trinken?“ in Deutschland.

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